In meinem warmen, kuscheligen Bau, wurde ich durch den fallenden Schnee der meine Nase berührte wach. Ich streckte zuerst meine Vorderbeine, dann meine Hinterbeine. Ein Blick nach rechts verriet mir dass meine Eltern noch schliefen was bedeutet, dass ich mich rausschleichen konnte. Mit einem leichten Sprung nach oben, verließ ich unseren Bau und mit kleinen, vorsichtigen Schritten durch den Schnee schlich ich mich davon. Die Sonne steht gerade so über den Horizont, wodurch der Schnee reflektiert und wie kleine Kristalle schien. Er sah beinahe magisch aus. Ich sprang über umgefallene Bäume, rutschte über eingefrorene Flüsse und versteckte mich vor meinen Nachbarn. Immer weiter und weiter entfernte ich mich von meinem Bau und lief in Richtung der Lichtung. Glücklich über das Abenteuer und meinen Fantasien stolperte ich über etwas Unbekanntes. Ich drehte mich um und schnupperte ein paar Mal. Es war Silber, komisch rundlich geformt und hatte spitze Zähne. Ich hörte plötzlich ein lautes Knistern, weshalb ich zurückschreckte und mich hinter einem Baum versteckte, der mir Sicherheit gab. Mein Puls stieg, meine Ohren waren angelegt und meine Nackenhaare stellten sich auf.

Ängstlich aber auch leicht neugierig, streckte ich meine Nase wieder in Richtung dieses unbekannten Gegenstandes. Die Zähne die zuvor weit auseinander gestreckt waren, sind nun zusammen und der abgebrochene Ast, wurde durch zwei geteilt. Das war der Moment in dem ich realisierte, dass es gefährlich war. Aber woher kam es? Was ist das?

Ich entschied, nicht weiter darüber nachzudenken und mein Abenteuer fortzusetzen. Gerade als ich die erste Pfote Richtung Süden streckte, spürte ich einen gewaltigen Windzug und plötzlich tauchte ein Reh auf, rannte weiter an mir vorbei. Nach ihm flohen unzählige Tiere, von verschiedenen Rassen. Eichhörnchen, Vögel, Wölfe, Wildschweine und viele mehr. Eines davon rief: "Renn weg! Hier wird es gefährlich!!"

Gegen meinen Instinkt, lief ich genau in die Gefahr. Ich weiß zwar nicht was passiert ist, was mich erwarten würde, aber ich weiß eins. Meine Mutter, mein Vater sind ebenso in Gefahr! So wie ich mir Sorgen um sie mache, machen sie sich sorgen um mich! Ich musste zu ihnen!

Ich lief so schnell ich konnte und egal wie sehr meine Ausdauer, meine Kräfte mich verließen ich rannte immer weiter. Die anderen Waldtiere die flüchteten, fügten mir ungewollt einige Schrammen zu, während ihrer Flucht. Mein Hals tat weh, meine Pfoten schmerzten. Plötzlich sah ich Rauch, roch einen komischen und leicht schmerzhaften Geruch. Aus dem Nichts fiel ein Baum um, dem ich gerade so noch ausweichen konnte. Während ich auf ihn blickte, bemerkte ich dass er brannte. Schockiert und ängstlich drehte ich mich in alle Richtungen. Überall Feuer. Ich war eingesperrt. Der eben noch glitzernde Schnee, schmolz so schnell wie er vor einigen Tagen kam. Das darunterliegende Gras, welches vom Schnee bedeckt wurde, verbrannte. In meiner Panik, hörte ich nur die Hilfeschreie der anderen Waldbewohner und meinen rasant steigenden Puls. Hier war mein Ende. Es tut mir leid Mama.. Papa..

"Willst du wirklich schon aufgeben?" hörte ich eine helle, sanfte Stimme. Ich spitzte meine Ohren und drehte mich ein weiteres Mal in jede bedenkliche Richtung. Verwirrt rief ich nach ihr. Als nach wenigen Sekunden nichts mehr kam, und das Feuer immer näher rückte, härte ich sie nochmal fragen: "Willst du wirklich schon aufgeben?" Ohne zu zögern schrie ich:  "NEIN! ICH MUSS HIER RAUS UND MEINE ELTERN RETTEN!" Keine Sekunde nach dem ich das letzte Wort schrie, verpufften die Flammen die mich einst umschlangen. Vor Glück kamen mir die Tränen, die meine Sicht einschränkten. Ich vernahm nur noch kleine Umrisse bis ein helles, lila Licht erschien. Der Umriss kam mir wie ein kleiner Schmetterling vor. Ein sanftes Lachen, wie von einem Kind erklang in meinem Kopf. Etwas in mir sagte, ich muss hinterher!

Ich schwang meine Pfoten und lief dem Licht hinterher. Mehrmals stolperte ich und verlor es fast aus den Augen. Immer wieder wartete es auf mich bis wir unter eine Baumkrone gingen in der die Wurzeln des Baumes leuchteten. In der Mitte dieser wunderschönen Baumkrone war ein noch viel größeres Licht, es war so grell dass meine Augen fast erblindeten. Mein kleiner Wegweiser wurde wieder Teil des großen Lichtleins.. und da hörte ich es wieder. Diese wunderschöne Stimme die in meinem Kopf erhellte. "Bitte rette diesen Wald, seine Bewohner, unsere Geschichte...." Mit einem Nicken stimmte ich ihr zu. Mein bisheriger Fuchskörper, verformte sich. Ich verwandelte mich in einen Menschen, verlor aber nicht meine Fuchsmerkmale. Mein bisher weißes Fell färbte sich an der Schwanz- sowie Ohrspitzen lila. Aus meinem Rücken wuchsen Flügel und auf meinem Kopf bildete sich ein Heiligenschein. Ich spürte diese spirituellen Kräfte, Die Stimmen der lebenden sowie der verstorbenen Seelen. Ihre Erinnerungen, Emotionen und Geschichten brannten in meinem Hirn. Sofort verstand ich meine Aufgabe. Mit meinem neuen Körper, flog ich wie selbstverständlich, über die Bäume und verschaffte mir einen Überblick der Situation. Ich sah wie weit das Feuer sich bereits ausgebreitet hatte. Es war ein fürchterlicher Anblick. Das Feuer erreichte bereits das Bau meiner Familie. Mit meiner neuen Kraft sprach ich zu den Tieren des Waldes: "Flieht in den Süden dort ist es sicher". Im Gegenzug, flog ich genau in die entgegengesetzte Richtung. Meine Pflicht war es den Wald zu retten, jedoch hatte meine eigene Familie immer noch Vorrang. Ich versicherte mich dass alle Tiere aus der Reichweite des Feuers waren bis ich mit meinen neuen Kräften einen Schneesturm herbeiführte, der das Feuer erstickte. Dies zerrte sehr an meiner Energie. Doch meine Suche nach meinen Eltern setzte ich fort. Angekommen an meinem Bau, spürte ich die verstorbenen Seelen.. Ich spürte.. dass sie beide.. im Feuer starben.. In mir kamen sämtliche Gefühle hoch. Trauer, Angst, Wut .. Rache.All diese Gefühle überströmten mich, doch eines verankerte sich tief.

Ich sprang erneut in den Himmel und begab mich so schnell wie mein Körper noch erlaubte zu dem Ursprung des Feuers. Lebewesen die ähnlich wie mein neuer Körper aussahen, kämpften gerade um ihr Leben, damit sie in dem schrecklichen Schneesturm, den ich verursachte, noch zu überleben. Ich unterband den Sturm, damit sie entkamen und sogleich aus dem Wald rannten. So wie sie würde ich nicht werden. Sie sollen leben und ansehen, was sie angerichtet hatten.

Nachdem die letzte Flamme vom Sturm erstickten, beendete ich diesen vollkommen und gab sowohl den verstorbenen Seelen als auch den überlebten ein neues Zuhause. Meine Eltern waren zwar nicht mehr wie zuvor, doch ich war immer noch in der Lage bei ihnen zu sein.

Seit diesem Tage an, bin ich die Beschützerin dieses Waldes. Alle Bewohner werden ab jetzt ein glückliches, sorgenfreies Leben führen können. Dafür würde ich sorgen.

Und dies, halte ich nun schon über 100 Jahre am Leben...